Innovatives Energiekonzept reduziert CO2-Emissionen beim Brauvorgang
Achtsam und regional Brauen

Hopfendolden

© Woflgang Seemann (LfL)

Wege zu mehr Nachhaltigkeit stehen seit vielen Jahren im Fokus. Die aktuellen Diskussionen um mehr Klima- und Artenschutz, Ressourcenschonung und CO2-Steuer liefern noch mehr Zündstoff. Eine kleine Brauerei im niederbayerischen Straubing geht neue Wege für einen energie- und wassersparenden Brauvorgang, der dabei entstehende CO2-Emissionen signifikant reduziert. Eine echte Win-win-Situation für die Brauer und die Umwelt.

Bier ist eines der beliebtesten Getränke in ganz Deutschland. Die Tradition des Brauens geht über viele Jahrhunderte zurück und entwickelte sich bis in die heutige Gegenwart. Mittels Energie und Technologie verwandeln sich die vier Rohstoffe Wasser, Malz, Hopfen und Hefe nach dem Bayerischen Reinheitsgebot in das flüssige Gold.

Hoher Energie- und Wasserverbrauch beim Bierbrauen

Was viele Verbraucher nicht wissen: Beim Brauvorgang wird in durchschnittlichen Brauereien ein hoher Energie- und Wasserverbrauch sowie ein immenser Anteil an CO2– Emissionen erreicht. Eine kleine, feine eigenständige Brauerei im niederbayerischen Straubing hat diesen Missstand erkannt und ein ganzheitliches Energiekonzept zum Schutz von Mensch und Umwelt entwickelt. Mit ihrer innovativen Idee beantwortet die 1367 gegründete Karmeliten Brauerei zentrale Herausforderungen unserer Zeit: Reduzierung von CO2-Emissionen, des Energie- und Wasserverbrauchs, Ressourcenschonung und optimale Nutzung der eingesetzten Rohstoffe.

Die Energieautarke Brauerei

Brauereien haben durch den gleichzeitigen Bedarf von Wasser, Strom, Wärme und Kälte sowie des Einsatzes verschiedener landwirtschaftlicher Rohstoffe ein hohes Einsparpotenzial. Damit eignen sie sich auch ideal Effizienztechnologien wirksam und sinnvoll einzusetzen und zu kombinieren. Aus diesem Grund entwickelte die Karmeliten Brauerei in Straubing gemeinsam mit der Firma Ziemann Holvrieka das Konzept der energieautarken Brauerei. Die energieautarke Brauerei nutzt vorwiegend lokal verfügbare Energie, um eine ressourcenschonende und eigenständige Versorgung aus regenerativen Quellen zu schaffen.

Nutzung von natürlichem Gefälle und Wärmegewinnung

Das Sudhaus ist für die Herstellung von Bier die erste Station, die der Brauvorgang beinhaltet. Hierbei kann durch eine kaskadenförmige Anordnung der Sudkessel Pumpenergie eingespart und eine bessere Energieeffizienz erreicht werden.

Um die Ziele des ganzheitlichen Energiekonzepts umzusetzen, braucht es aber noch mehr. So gibt es neben dem innovativen Sudhaus auch eine Mikrogasturbine zur Erzeugung von Wärme und Strom. Mit Hilfe von natürlichem Bio- oder Erdgas wird Heizwasser auf bis zu 160 °C erwärmt und für den Brauprozess verwendet.

Eine vollbiologische Abwasseraufbereitungsanlage deckt dabei ca. 20 Prozent des gesamten Energiebedarfs der Brauerei ab. Sie liefert das notwendige Biogas zur Einspeisung in die Mikrogasturbine.

Regeneratives Kühlen mit Naturkälte

Schneilanze zum Speichern von Naturkälte in Form von technisch erzeugtem Schnee

© Karmelitenbrauerei

Lange Zeit kühlten Brauereien ausschließlich mit Natureis. Erst die Erfindung der heutigen konventionellen Kältemaschine setzte dieser Tradition ein Ende. Die Karmeliten Brauerei verbindet dieses historische Verfahren heute mit moderner Technik, um die regenerative Kälteversorgung sicherzustellen.

Herzstück des Verfahrens ist die Speicherung von Naturkälte in Form von technisch erzeugtem Schnee. Etwa ein halber Kubikmeter Schnee hat das Potenzial, um einen Hektoliter Bier während des Brauprozesses zu kühlen. Eine Ice Age® Schneilanze erzeugt den technischen Schnee. Im Vergleich zu gewöhnlichen Brauereikälteanlagen hat sie eine über 50-fach höhere Effizienz.

Das Einsparpotenzial

Das Einsparungspotenzial des Gesamtprojekts liegt bei 1,4 Millionen kWh Erdgas-Äquivalent. Das entspricht einer Verringerung des CO2-Ausstoßes um über 99,5 Prozent gegenüber herkömmlichen Brauereien. Konkret: Mit dem gleichen CO2-Ausstoß den andere Brauereien für die Herstellung von 1 Kiste Bier erzeugen, schafft die Karmeliten Brauerei 200 Kisten Bier. Weitere positive Effekte sind die Reduzierung des Trinkwasserbedarfs und eine optimale Nutzung der Rohstoffe.

Regionalität für hohe Qualität und kurze Wege

In der Verantwortung für Mensch und Natur ist für die Karmeliten Brauerei die Regionalität der Schlüssel für eine nachhaltige Produktion und Ressourcenschonung. Deshalb bezieht die Brauerei alle Rohstoffe ausschließlich aus der Region. Für die Produktion aller Biere setzen die Verantwortlichen auf 100 Prozent Braugerste aus eigenem Anbau. Damit lassen sich lange Transportwege vermeiden und die Herkunft der Zutaten bleibt transparent und nachvollziehbar. Mit ihrem innovativen Energiekonzept ist die Karmeliten Brauerei ein ideales Beispiel für nachhaltiges und profitables Wirtschaften. Ein Aspekt auf dem auch die Digitale Rohstoffbörse für nachhaltige Rohstoffe basiert. Die innovative Handelsplattform fördert nachhaltige Wertstoffkreisläufe und bietet effiziente Lösungsvorschläge für die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Umwelt.

Beispiel Karmeliten Brauerei Externer Link