Wirt sucht Bauer live – zweiter bayerischer GastroRegioTag
Gastgewerbe, Ernährungshandwerk und Landwirtschaft loten Zusammenarbeit aus

Beim zweiten bayerischen GastroRegioTag in Maisach waren Erzeuger und Gastronomen gleichermaßen vertreten. Die 65 Teilnehmenden erlebten inspirierende Impulsvorträge rund ums Thema regionale Produkte und erweiterten beim einstündigen Genuss-Speed-Meeting ihr persönliches Netzwerk.

Der zweite bayerische GastroRegioTag am 5. November 2018 bot einiges: erfolgreiche Praxisbeispiele, beste regionale Verpflegung und ein enthusiastisch geführtes Speed-Meeting: Sieben Minuten hatte jeder Teilnehmende an den 8-Personen-Tische Zeit, sich auszutauschen – dann ertönte die Glocke und die Personen der äußeren Tischseite wechselten zum nächsten Tisch, bis sich nach einer Stunde jeder wieder an seinem ursprünglichen Platz einfand.

Rainer Prischenk, Leiter des Kompetenzzentrums für Ernährung, betonte in seiner Begrüßungsrede, wie wichtig der persönliche Kontakt gerade in Zeiten der Digitalisierung ist. „Mit unserer Onlineplattform Wirt-sucht-Bauer schaffen wir digitale Vernetzung, um regionale Kooperationen zu unterstützen. Dies ist aber immer nur der erste Schritt. In persönlichen Gesprächen wie am heutigen Tag entstehen Partnerschaften für die Zukunft.“

Gastroregiotag Jpg

Aus der Praxis für die Praxis

Vier Praktiker(innen) präsentierten im Folgenden ihr Verständnis von Regionalität exemplarisch an ihrem Betrieb: Zollhauswirt Patrick Schmidt aus Landshut stellte in seinem Vortrag „Regionalität schön und gut, aber wie funktioniert’s in der Praxis“ seine Philosophie und Herangehensweise vor und stand im Anschluss Rede und Antwort. Sein Beitrag zeigte deutlich, wie wichtig ihm Ehrlichkeit, Regionalität und Transparenz sind und dass Speisen aus regionalen Produkten auch mal aus sein dürfen, weil es eben kein endlos verfügbares Massenprodukt ist: „Und das verstehen die Gäste auch, wenn sie es erklärt bekommen. Sie bestellen dann einfach vor und speisen, sobald es wieder verfügbar ist.“

Im Anschluss führte Thomas Wachinger die Teilnehmenden auf einen Exkurs in die Welt der regionalen Exotik. Der Verfahrenstechniker und Patentingenieur stellte seinen Betrieb Vitashrimp in Eurasburg vor. In dieser Anlage züchtet er mit seinem Geschäftspartner artgerecht, nachhaltig und ressourcenschonend White Tiger Garnelen. Von der Exotik ging es zum anderen Pol der Regionalität – zum Urgetreide und seinen verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten in Küche und Großküche. Julia Reimann von Chiemgaukorn hielt in ihrem Vortrag exemplarisch an den alten Kulturpflanzenarten Einkorn, Buchweizen und Leindotter fest, dass die Gastronomie ein ideales Schaufenster für die kulinarische Vielfalt der Regionen ist. Abschluss des Vortragsblocks bildete Fleischsommelier Andreas Jais von der Landmetzgerei Jais in Luttenwang. Seine Philosophie „Fleischarbeit ist Fleißarbeit“ lebt er tagtäglich, in dem er „Fleischkunde für Fleischkunden“ macht. „Die Kunden sind wissensdurstig. Sie wollen wissen, wo das Fleisch herkommt, wie die Tiere aufgezogen und geschlachtet wurden und wie die unterschiedlichen Teile und Muskeln des Tieres verarbeitet werden können.“

Eine Teilnehmerin befand treffend: „Regionale Produkte haben immer eine persönliche Geschichte – sie muss nur erzählt und letztlich vermarktet werden. Regionalprodukte schaffen Mehrwert – auf allen Seiten!“

Der Abschluss des Tages war den Gastronomen und Hoteliers vorbehalten. Im Programmpunkt zur Ausgezeichneten Bayerischen Küche informierte der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband umfassend über die Klassifizierung, die der Verband 2013 mit dem Landwirtschaftsministerium ins Leben gerufen hat. Bayernweit sind bereits 130 Betriebe ausgezeichnet.

Onlineplattform „Wirt sucht Bauer“ – Allgemeines und Umsetzung

Die teilnehmenden Produzenten bieten eine große Bandbreite verschiedener regionaler Lebensmittel. Über 450 verschiedene Regionalprodukte bieten Wirtinnen und Wirten eine attraktive Alternative zum Warenbezug aus dem Großhandel. Das Sortiment reicht von „Klassikern“ über Spezialitäten bis hin zu Raritäten – alles direkt vom Ort der Erzeugung. Seit dem Start von Wirt-sucht-Bauer im Februar vor drei Jahren legten die Webnutzer über 712 Erzeuger-, 222 Gastronomie- und 211 Verarbeiterprofile an (Stand 11/2018).
Das Kompetenzzentrum für Ernährung – KErn in Kulmbach betreut die vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium initiierte und geförderte Onlineplattform. Das KErn setzt das Projekt in Kooperation mit dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband, dem Bauernverband und dem Partnerprojekt Regionales-Bayern.de um.

GastroRegioTag 2018 Externer Link