Konsumenten wünschen sich Klimalabel für Lebensmittel

Eine kleine Erdkugel liegt auf einem Teller mit Besteck

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Viele Konsumenten betrachten die Bekämpfung des Klimawandels als eine der größten Herausforderungen. Sie sind auch bereit, etwas dafür zu tun. Dennoch ist der Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Ernährung vielen Menschen noch nicht hinreichend klar und bewusst. Die Nestlé-Studie 2021 „So klimafreundlich is(s)t Deutschland“ untersuchte diese und weitere Aspekte einer klimafreundlichen Ernährung [1]. Einige Kernergebnisse sind unten zusammengefasst.

Konsumenten unterschätzen Rolle der Ernährung beim Klimawandel

Die Bekämpfung des Klimawandels beurteilen 68 Prozent der Befragten in der Studie als eine der größten globalen Herausforderungen, knapp vor der Bekämpfung von Krankheiten oder der Sicherung der Welternährung. Die Bedeutung der Ernährung für den Klimaschutz wird nur von einem Drittel der Befragten gesehen. Als wichtigste Faktoren werden mit jeweils 75 Prozent die Industrie, die Müllvermeidung und der Verkehr (70 Prozent) gesehen.

Hinweise auf Klimaverträglichkeit bei Lebensmitteln

Mehr als die Hälfte der Befragten wollen selbst etwas für den Klimaschutz tun, wissen jedoch nicht, wo sie ansetzen sollen. Nur 31 Prozent trauen sich laut der Studie „So klimafreundlich is(s)t Deutschland“ zu, einzuschätzen, welche Ernährungsweise und welche Lebensmittel klimafreundlich, welche eher klimaschädlich seien. Drei Viertel der Befragten sprechen sich für ein Klimalabel auf Lebensmittelverpackungen aus.

Klimafreundliche Ernährung – Einfluss des Alters

Regionale Produkte werden vor allem von Menschen über 60 Jahren mit einer klimafreundlichen Ernährung in Verbindung gebracht, ebenso saisonale Produkte, so die Ergebnisse der Studie „So klimafreundlich is(s)t Deutschland“. Ein weiterer wichtiger Punkt sei es, keine Lebensmittel wegzuwerfen. Den unter 30-Jährigen oder den Flexitariern ist es hingegen deutlich wichtiger, weitgehend auf tierische Produkte zu verzichten. Obwohl zwei Dritteln der Deutschen bewusst ist, dass weniger Lebensmittelverschwendung hilft, das Klima zu schützen, kauft nur ein Drittel bewusst und bedarfsgerecht ein.

Ernährungsumstellung für den Klimaschutz

Grundsätzlich ist über die Hälfte der Befragten bereit, ihre Ernährung für den Klimaschutz umzustellen, auch im großen oder sehr großen Ausmaß. Drei Viertel wären auch bereit, dafür mehr zu zahlen. Im Hinblick auf den Verzicht auf Fleisch- und Milchprodukte ist die Bereitschaft jedoch laut der Nestlé-Studie begrenzt: Jeweils gut der Hälfte der Befragten fiele ein solcher Schritt schwer.

Angaben zur Studie

Die Nestlé-Studie 2021 „So klimafreundlich is(s)t Deutschland“ wurde vom Institut für Demoskopie (IfD) Allensbach durchgeführt. Im März 2021 wurden dazu 2511 Personen im Alter von 14 bis 84 Jahren in Online-Interviews befragt. Die Studie stellte Nestlé gemeinsam mit dem IfD Allensbach am 1. Juni vor.

Klimalabels – Was sagen die Experten?

Professor Dr. Achim Spiller [2]
Ein Klimalabel könnte die Transparenz [… für Treibhausgasemissionen] erhöhen und auch in der Lebensmittelwirtschaft für mehr Aufmerksamkeit in Bezug auf den Klimaschutz sorgen, meint der Experte für Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte. Ein Klimalabel sei ein relativ preisgünstiges Instrument der Klimapolitik, meint Spiller. Zumal neben einer vorangeschrittenen Klimadiskussion in der breiten Öffentlichkeit auch große Unternehmen solche Entwicklungen selbst vorantreiben würden – hier gelte es, sich dem Thema nicht zu verschließen, sondern es aktiv mitzugestalten. Wichtig für den Wissenschaftler sei aber auch die Frage nach der Umsetzung des Labels, „damit es hilft“. Der Vorschlag: ein „verpflichtendes, staatliches, zunächst im Wesentlichen auf Durchschnittswerten basierendes, mehrstufiges, interpretatives Klimalabel“ – ein Label, das die CO2-Äquivalente einerseits durch eine Farbskala wiedergibt, andererseits aber auch exakte Werte für Verbraucher*innen, die sich in der Thematik auskennen, angibt. Dies bewirke auch bei den Unternehmen eine Motivation zur Verbesserung.
Stiftung Klimaneutralität [3; S. 62]
Ebenfalls sollte die Politik ein staatliches Klimalabel für Nahrungsmittel umsetzen, um Informationen am Verkaufspunkt bereitzustellen. Vorschläge für ein staatliches Dachlabel, das die Auswirkungen der Produkte in den verschiedenen Nachhaltigkeitsdimensionen einfach erkennbar verdeutlicht (etwa wie der Nutriscore in der Dimension Gesundheit) liegen von wissenschaftlicher Seite schon lange vor (z. B. WBVE und WBA, 2011; WBAE, 2020), wurden aber bisher nicht umgesetzt. Die politisch polarisierte Diskussion um „freiwillige oder verpflichtende“ Label ist wenig hilfreich. In Bezug auf Klimaschutz wie auch andere Nachhaltigkeitsdimensionen kann ein freiwilliges staatliches Label als Einstieg den Weg für eine verpflichtende Kennzeichnung bereiten, die europa- und handelsrechtlich eine größere Herausforderung darstellt.

Tipps für Jedermann [5, 6]

Die Stiftung Warentest [5] beschreibt, wie klimafreundliches Genießen aussehen kann:

  • Milch, Fleisch und Co. reduzieren
  • saisonal und regional einkaufen
  • frisches Obst und Gemüse wählen
  • Flugware meiden
  • „Bio“ einkaufen – wegen vieler Vorteile
  • nach dem Einkauf geht’s weiter: weniger wegwerfen, weniger Auto fahren (um einzukaufen), weniger Energie verbrauchen (z.B. beim Kühlen, Kochen und Abwaschen)

Slowfood empfiehlt Folgendes für eine klimafreundliche Ernährung [6]:

  • weniger, dafür besseres Fleisch
  • frisch statt verarbeitet
  • energiesparende Küchengeräte verwenden
  • Müll trennen
  • saubere Energie aus der Steckdose
  • Verpackungen vermeiden
  • Bio ist erste Wahl
  • lassen Sie den Hahn krähen: Leitungs- statt Sprudelwasser aus Flaschen
  • weniger wegwerfen: Einkauf planen; checken, ob Lebensmittel auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch gut sind; first in, first out bei Vorrat

Fazit

Viele Konsumenten wären bereit, sich mehr für den Klimaschutz einzusetzen. Es fehlt jedoch an konkreten Handlungsempfehlungen und einfach umsetzbarem Wissen zur Ökobilanz der einzelnen Lebensmittel. Gefragt sind innovative und transparente Lösungsansätze für Konsumenten und für Unternehmen. Vielfach wird ein Klimalabel gefordert.