Alleskönner Nuss

Mehrere Walnüsse liegen auf einem Holzbrett. Eine Walnuss ist halb geknackt.

© Wolfgang Seemann (LfL)

Als gesunder Snack zwischendurch gehen Nüsse eigentlich immer. Aber auch ihre vermeintlichen Abfallprodukte, die Schalen, können mehr als man glaubt. Ob in Shampoos, Grillkohle oder als Biomasse für ein Kraftwerk im Senegal: Eine Verwertung der Reststoffe lohnt sich – auch für mittelständische Unternehmen in Deutschland.

Geröstet, gesalzen oder einfach ganz naturell. Viele Verbraucher schätzen Nüsse als kleinen Energieschub für zwischendurch. Dabei kann nicht nur das Innenleben der Hülsen-, Kapsel-, Stein- und Schalenfrüchte für Freude sorgen, auch ihr Schutz, die Schalen, können mehr als den vermeintlichen Abfallprodukten zugetraut wird. Geschätzt sieben Millionen Tonnen an Schalen resultieren allein aus der jährlichen Erdnussverarbeitung. Eine Unmenge, die nicht entsorgt werden muss, sondern recycelt werden kann. Denn die Schalen lassen sich oftmals sehr gut weiterverwenden – mit vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten.

Von Shampoo bis Styropor

Zu Pellets gepresst sind Nussschalen als nachwachsende Alternative zu Öl und Gas einsetzbar oder sogar als Ersatz für Styropor. Auch in Alltagsgegenständen wie Shampoo oder Papier sind die Nussschalen zu finden. Innovative Ansätze werden für Schlüsselanwendungen wie Energiebranche entwickelt. So erzeugt etwa ein senegalesisches Biomassekraftwerk – konstruiert von deutschen Ingenieuren – genug Energie, um ein ganzes Dorf zu versorgen. Die dabei verwendete Biomasse besteht fast ausschließlich aus Erdnussschalen. In den USA wird momentan sogar mit Nussschalen als Energieträger für die Wasserstoffherstellung experimentiert. Die Resultate sind dabei noch nicht massentauglich, aber vielversprechend und geben Anlass zu weiterer Forschung.

Natürlich „genussvolle“ Schneckenabwehr

Am günstigsten und umweltfreundlichsten ist die Verwertung der Reststoffe natürlich dort wo sie direkt anfallen. Viele deutsche Betriebe erzeugen Unmengen an Nussschalen, die sie entweder weggewerfen oder verbrennen. Genau hier setzt die Idee des KErn – Kompetenzzentrum für Ernährung – für eine „Digitale Rohstoffbörse für nachhaltige Rohstoffe“ an. Unternehmen, die derlei Reststoffe erzeugen, und Abnehmer, die sie in ihren Anwendungsprozessen einsetzen können, sollen über die innovative Plattform interaktiv vernetzt werden. Davon können beide Seiten vielfältig profitieren, Firmen wie etwa der „FrankenGeNuss“ von Martin Stiegler. In seinem Betrieb im fränkischen Gonnersdorf bei Cadolzburg baut er nicht nur Haselnüsse feinster Qualität an. Für die Herstellung seiner hochwertigen Nusscremes fallen in seinem Unternehmen jährlich hunderte Kilos an Nussschalen an. Reststoffe, die Martin Stiegler anfangs entsorgt hat. Schnell fand der Unternehmer jedoch eine neue, nachhaltige Verwertung: Haselnussschalen als umweltverträgliche Alternative zu Rindenmulch. Der ist oft durch Düngemittel belastet und entzieht dem Boden Stickstoff, was den pH-Wert des Bodens in den sauren Bereich bringt. Nicht so die Haselnussschalen – sie schützen die Erde zudem vor Austrocknung, gegen Unkrautbefall und sogar gegen unliebsamen Schneckenbesuch im Gemüsegarten. Denn die schleimigen Tiere mögen die scharfen Kanten der Schalen gar nicht. Ein weiterer Pluspunkt des Nuss-Reststoffs, der Boden kann bei starkem Regen nicht verschlammen, da die Schicht der Schalen beim Aufprall der Regentropfen das Regenwasser abbremst.

Nachhaltiger Wertstoffkreislauf für Wirtschaft und Umwelt

Noch gibt es aber viele Unternehmen in Deutschland, die ihre wertvollen Reststoffe als vermeintliche Abfallprodukte entsorgen, anstatt sie in anderen Anwendungsbereichen für nachhaltige Produkte oder Prozesse weiter zu verwerten. Die Digitale Rohstoffbörse für nachhaltige Rohstoffe vernetzt Erzeuger und Abnehmer und schafft so einen nachhaltigen Wertstoffkreislauf – gut für die Wirtschaft und die Umwelt.

Beispiel FrankenGeNuss Externer Link