Multitalent Olive

Zweige an denen grüne Oliven hängen

© ClaraNila/AdobeStock

Im Zuge des zunehmenden Bewusstseins der Gesellschaft für Nachhaltigkeit werden immer öfter nachwachsende Rohstoffe als Alternative zu konventionellen Chemikalien, zum Beispiel auf Basis fossiler Rohstoffquellen, in industriellen Prozessen eingesetzt. So wie die Olive. Längst ist das kleine ovale Multitalent nicht mehr nur in der Küche zuhause und überzeugt hier als hochwertiges Nahrungsmittel – sondern auch als wertvoller Nährstoff in Kosmetika. Nun revolutioniert sie einen weiteren industriellen Anwendungsbereich ökologisch und ökonomisch: die Lederherstellung.

Aus Reststoff wird Wertstoff

Leder, ohne gesundheitsschädliche Gerbmaterialien, frei von Metallen und ohne Raubbau an der Natur. Drei Grundsätze, nach denen das Team von „wet-green“ aus dem schwäbischen Reutlingen handelt und auf eine natürliche Lösung für Industrie und Liebhaber des geschmeidigen Materials weltweit hinarbeitet. Der Gerbstoff für das ökologische Leder basiert lediglich auf Reststoffen des Olivenanbaus. Genauer gesagt, wird er aus den Blättern gewonnen, die sonst als Abfallprodukt gelten und vielerorts sogar klimaschädlich verbrannt werden. Für die Rohstoffgewinnung muss also kein Baum gefällt oder Pflanzen im großen Stil gerodet werden.Der Gerbstoff selbst wird aus den Blättern gewonnen, die vor allem beim Rückschnitt der Bäume anfallen, und die bereits bei der Olivenernte ca. zehn Prozent des Erntegewichts ausmachen. Aus diesen Blätternextrahiert „wet-green“ den pflanzlichen Wirkstoff.

Ökologischer Herstellungsprozess

Die Aufbereitung erfolgt ähnlich wie bei einem natürlichen Tee-Extrakt und in Anlagen, die sogar den hohen Ansprüchen der Lebensmittelindustrie gerecht werden. Das wässrige Olivenblattextrakt resultiert in einem dickflüssigen Gerbextrakt, der frei ist von Säuren, Salzen und Syntanen. Die Reststoffe der Olivenlederherstellung, also Material, das bei der Weiterverarbeitung übrigbleibt (etwa Falzspäne), können dabei wieder in den Kreislauf der Wertschöpfung eingeführt werden.

Vielfältig industriell einsetzbar

Das fertige Leder punktet nicht nur durch den ökologischen Herstellungsprozess, sondern auch als biologisch abbaubares Produkt mit hochwertigen Eigenschaften: hohe Hautverträglichkeit, sehr gute Festnarbigkeit, dichte Faserstruktur, hohe Formstabilität, ausgezeichnetes Schrumpfverhalten und Prägbarkeit. Das Produkt Olivenleder® ist als Premiumleder eine prima Alternative, die auch Premiumanbieter überzeugt. Schon jetzt setzen viele Unternehmen aus den Bereichen Health Care und Bekleidung, der Automobil- und Flugzeugindustrie auf das chromfreie nachhaltige Material. Die Forschung in der nachhaltigen Lederherstellung geht derweil weiter. Im „Innovationszentrum Leder“ in Reutlingen wird stetig an ressourcensparenden Maßnahmen und ökologischen Lösungen gearbeitet.

Nachhaltige Wertschöpfung für wirtschaftlichen Erfolg

Die Umwelt wird sensibler und auch Verbraucher werden zunehmend für eine naturfreundliche Lebensweise sensibilisiert. In diesem Zusammenhang hat „wet-green“ erkannt, dass die Lederherstellung transparent sein und den Kunden Einsicht in die verwendeten Rezepturen geben muss. Durch diese umweltfreundliche Alternative werden auch die Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette in die Pflicht genommen: Übernehmen wir Verantwortung für unsere Umwelt und unsere Kunden? Können wir guten Gewissens hinter dem Leder stehen, das für unsere Produkte verwendet wird? Denn eins ist klar: Die Zukunft wird Firmen gehören, die genau diese Prinzipien hochhalten.

Recycling statt Entsorgung

Deshalb ist es so wichtig, nachhaltige Wertstoffkreisläufe auf der Basis von nachwachsenden Roh- und Reststoffen zu entwickeln. Genau hier setzt die Idee des KErn – Kompetenzzentrum für Ernährung – für eine „Digitale Rohstoffbörse für nachhaltige Rohstoffe“ an. Unternehmen, die nachwachsende Roh- und Reststoffe erzeugen, und Abnehmer, die sie in ihren Anwendungsprozessen einsetzen können, sollen über die innovative Plattform interaktiv vernetzt werden. Davon können beide Seiten vielfältig profitieren. Ein geschlossener Kreislauf, wie ihn die Digitale Rohstoffbörse für nachhaltige Rohstoffe darstellt und der komplett auf Nachhaltigkeit fokussiert, ist dabei ein effizienter Lösungsvorschlag für die Wirtschaft und die Umwelt.

Beispiel wet-green Externer Link