Kommentar KErn
Neue Medien in der Ernährungsbranche

Smartphone mit Ernährungsapp

Foto: Anna Frajtova/fotolia.com

Die Nutzung „Neuer Medien“ durchdringt inzwischen viele Lebensbereiche: Konsumenten bestellen Lebensmittel online. Mobile Apps informieren zu den Themengebieten gesunde Ernährung oder Regionalität. Die Digitalisierung ist im Ernährungssektor längst angekommen. Welche Chancen ergeben sich daraus?

Digitale Unterstützung im Alltag

Ob Fitness-Tracker, die die körperliche Aktivität erfassen, oder Apps zur gesunden Ernährung – laut einer repräsentativen Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos in Kooperation mit der Beruflichen Medienschule in Hamburg (2015) nutzt inzwischen jeder sechste Deutsche Gesundheits-Apps und jeder Dritte ist an Apps interessiert. 50% der Befragten, die sich vorstellen könnten, eine Gesundheits-App zu nutzen, gaben als möglichen Nutzungsgrund "sich zu motivieren" an, 38% wollen sich gesünder ernähren, 37% der Nutzer erwarten von einer App, Tipps und Informationen zu erhalten (Ipsos GmbH 2015).
Für die Prävention und die Gesundheitsförderung eröffnen sich demnach neue Zugangswege zu den verschiedenen Zielgruppen. Neuartige Maßnahmen und Ansätze sind ebenfalls möglich, um Verbraucher spielerisch zu motivieren, ein gewünschtes Verhalten umzusetzen. So hat das KErn, durch Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die App "Schwanger & Essen" entwickelt. Ziel war es, ein niederschwelliges Angebot zu schaffen und werdenden Eltern verlässliche Informationen rund um die Themenbereiche Ernährung und Bewegung in der Schwangerschaft zur Verfügung zu stellen.

Mehr über die App "Schwanger & Essen"

Kommunikation zwischen Produzenten und Konsumenten

Für Verbraucherinnen und Verbraucher sind Regionalität und Nachhaltigkeit wichtige Themen bei der Auswahl von Lebensmitteln. So sollen diese möglichst aus der Region kommen, umweltverträglich und schonend sein. Die Digitalisierung eröffnet neue Wege zur Kommunikation zwischen Produzenten und Konsumenten. Neuartige Kommunikationsinstrumente wie Apps können dazu genutzt werden, Vertrauen bei den Nutzern/Verbrauchern zu schaffen und ihren Wunsch nach mehr Transparenz zu befriedigen.
Die vom Bundesverband Regionalbewegung in Kooperation mit dem Cluster Ernährung entwickelte RegioApp Bayern geht auf diese Bedürfnisse ein. Die Zielgruppe der App sind Verbraucher und Regionalinitiativen. Verbraucher erhalten Informationen zu Erzeugern und Verarbeitungsprozessen: Wo können Lebensmittel gekauft werden, die in der Nähe angebaut und verarbeitet werden? Wie werden die Tiere gehalten, deren Fleisch der Metzger zum Verkauf anbietet? Regionalinitiativen können wiederum für sich und ihre Mitglieder aktiv werben.

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Neue Einkaufsmöglichkeiten

Das Kaufverhalten der Verbraucher hat sich gewandelt: Lebensmittel online zu bestellen ist längst kein Zukunftsszenario mehr. Welche Auswirkungen hat das neue Kaufverhalten auf den Handel? Bleibt der Supermarkt der bevorzugte Einkaufsort? Die Zukunft scheint von Preiskämpfen zwischen klassischem Handel und Online-Handel geprägt. Denkbar sind auch Gegenstrategien zum praktischen und bequemen Online-Einkauf wie z. B. der Supermarkt als Genusstempel, wo Sinne und Genuss im Vordergrund des Einkaufserlebnisses stehen (Gottlieb Duttweiler Institute 2015).

Unser Fazit
Die Ernährungsbranche befindet sich im Wandel. Die technischen Entwicklungen verändern bestehende Strukturen. Jetzt gilt es, die Chance zu ergreifen und innovative Ideen und Ansätze für eine nachhaltige, gesundheits- sowie genussorientierte Ernährungsweise umzusetzen.

Eine Möglichkeit besteht beispielsweise darin, den Verbraucher mit mobilen Anwendungen zu unterstützen. Doch wer konzipiert künftig die mobilen Anwendungen und nutzt die erhobenen Daten? Wie können die neuen Medien für die Ansprache genutzt werden? Gelingt es mit Hilfe von Apps, schwer erreichbare Zielgruppen anzusprechen und spielerisch für einen gesunden Lebensstil zu motivieren? Wo sind die Stärken und wo liegen die Schwächen? Gerade für das Thema Ernährung und Gesundheit gibt es in der Internet- oder Smartphone-basierten Kommunikation noch erheblichen Forschungsbedarf. Daher sollte es zu den vordringlichen Fragestellungen gehören, diese neuen Kommunikationswege zu ergründen.

Literatur:
Ipsos GmbH (2015): APPsolute Motivation: Ipsos-Studie zum Einfluss von Gesundheits-Apps.

https://www.ipsos.com/de-de/einfluss-von-gesundheitsapps-appsolute-motivation Externer Link

GDI Gottlieb Duttweiler Institute (Hrsg.) (2015): European Food Trends Report

http://gdi.ch/de/Think-Tank/Studien/European-Food-Trend-Report/674 Externer Link