Portrait Sigrid Daum
"Für die Region Oberfranken sind Gewürze äußerst wichtig"

Portrait Sigrid Daum

Sigrid Daum; Foto:Daum

Vor 25 Jahren begann Sigrid Daum, den Kulmbacher Mönchshof zu gestalten. Entstanden ist eine museale Visitenkarte der Genussregion Oberfranken – mit dem bayerischen Brauerei- und Bäckereimuseum und dem Museumspädagogischen Zentrum (MUPÄZ). Seit der Eröffnung am 17. Oktober bereichert das Deutsche Gewürzmuseum das Museumsareal in Kulmbach.

Sigrid Daum ist die Geschäftsführerin des neu eröffneten Deutschen Gewürzmuseums, des Bayerischen Brauerei- und Bäckereimuseums sowie Leiterin des Kulmbacher Mönchshofs. Sie ist bei der Kulmbacher Brauerei angestellt und zuständig für die Umstrukturierung des Mönchshofs. Die Ideen gehen Sigrid Daum nie aus: So soll noch künftig der Brauereihof hergerichtet werden – zu einem Marktplatz der Genussregion Oberfranken.

Auf den Spuren von Marco Polo

Im neu eröffneten Gewürzmuseum begeben sich Besucherinnen und Besucher auf die lange Reise der Gewürze. „Wir sind kein Vitrinenmuseum mit Texttafeln“, erläutert Sigrid Daum, die Geschäftsführerin des Deutschen Gewürzmuseums. „Wir inszenieren die einzelnen Aspekte und bringen die Besucher dazu, direkt in die Themen hineinzutreten.“
Das Entree des Museums ist als orientalischer Basar gestaltet. Der Besucher wird dann zu einer Handelsreise mit Marco Polo im Spätmittelalter eingeladen und erlebt verschiedene Stationen: Den langen kostspieligen und gefährlichen Weg von den Anbaugebieten der Gewürze (Chinesisches Meer) bis zum Hafen von Tyros, die beschwerliche Reise vom Fondaco dei Tedeschi, dem deutschen Handelshaus in Venedig über die Alpen bis nach Nürnberg. Es gibt in diesem Zusammenhang Informationen über das moderne Bankwesen, das sich in dieser Zeit entwickelt hat, die Kaufmannsfamilien Fugger und Welser, die Seefahrer und Entdecker Bartolomeu Dias, Kolumbus, die einen günstigen Seeweg für den Gewürzhandel suchten und vieles mehr.
„Mein persönliches Lieblingsthema der Ausstellung ist die Inszenierung von Nürnberg. Hier erleben Besucherinnen und Besucher eine mittelalterliche Altstadt mit einem Marktplatz“, berichtet Daum. „Es werden Handwerker gezeigt, die damals die Gewürze von den Fernhändlern abgekauft haben.“ Das Besondere: Die Protagonisten haben alle gelebt. „Dank der Sammlung der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung in Nürnberg wissen wir ihre Namen, wann sie geboren und gestorben sind. Wir kennen sogar ihre Spitznamen!“, so Daum.
Besucher erhalten überdies Informationen zur Safranschau, der damaligen Qualitätskontrolle, und über die Qualitätssicherung von heute: Was passiert von der Anlieferung der Gewürze bis zur Ausführung beim Verbraucher? Die nächste Station ist das Botanikum. Hier gibt es alles Wissenswerte über die Gewürze wie Bezeichnungen, Ursprungsländer, Inhaltsstoffe oder Verwendungszwecke. Zur Darstellung der Verwendung der Gewürze wurde eine Metzgerei inszeniert. Fünf Stationen zur Entwicklung der Kochkunst und eine Apotheke belegen die Wirkung der Gewürze in der Heilkunst. Den Abschluss der Museumsinszenierung stellt die Abteilung „Mythos und Magie“ dar. Sigrid Daum: „Die Themen dieser Station sind Gewürze als Liebeszauber, Duftstoffe und Heilmittel. Wir beantworten Fragen wie: Warum bekommt der Sieger einen Lorbeerkranz? Warum hat das Burgfräulein dem Ritter ein Rosmarinsträußchen mitgegeben?“

Gesammeltes Wissen rund um die Gewürze

Zum Abschluss der Reise geht es in den Spice Club. „Der Spice Club lädt dazu ein, es sich bequem zu machen und gemütlich in Büchern zu blättern“, schildert Daum. So besteht die Möglichkeit, sich über einen Monitor die neusten Rezepte runterzuladen und sich zu informieren – zum Beispiel über die Qualifizierungsreihe Gewürz-Sommelier des Kompetenzzentrums für Ernährung.
„Wir sehen uns als Plattform für Information, Forschung und Ausbildung. Nirgendwo sonst findet man das gesammelte Wissen um Gewürze besser aufbereitet wie im Gewürzmuseum“, betont Sigrid Daum. „Das bietet sich natürlich für die angehenden Gewürz-Sommeliers an. Sie können sich an Ort und Stelle umfangreich informieren. Das Gewürzmuseum kann für die Qualifizierung ein Stück beitragen und für alle, die sich informieren wollen, gibt es noch einen Tipp: die Gewürz-App.“

Drei Themenmuseen auf einem Areal

„Die Idee für das Gewürzmuseum ist bereits 1997 entstanden“, erklärt Sigrid Daum. „Für die Region Oberfranken sind Gewürze äußerst wichtig. Ob Bäcker, Metzger oder Köche, die in der Region angesiedelten handwerklichen Betriebe benötigen Gewürze für ihre Produkte. Eine der größten europäischen Gewürzmühlen, die Firma Raps, hat zudem ihren Sitz in Kulmbach.“
Bis 1997 war der Kulmbacher Mönchshof eine eigenständige Brauerei. 1997 schlossen sich die vier großen Kulmbacher Brauereien, einschließlich der Marke Mönchshof, unter den Namen Kulmbacher Brauerei zusammen. So wurde für das stillgelegte Gelände des Mönchshof-Bräuhauses ein neues Konzept gesucht, wie es in Zukunft weiter genutzt werden kann. Und so folgte nach der Erweiterung des bestehenden Brauereimuseums bereits 2008 die Eröffnung des Bayerischen Bäckereimuseums. „Vier Jahre später kam das Museumspädagogische Zentrum (MUPÄZ) hinzu“, erläutert Daum, „denn wir haben gemerkt, die Besucher möchten die Dinge ausprobieren und haben Lust, das, was sie gelernt haben, auch gleich umzusetzen.“
Ob besondere Aktionen zur gesunden Ernährung für Kinder oder Kurse zu Themen wie „Was kann ich alles aus Kartoffeln und Äpfeln zaubern?“ – im MUPÄZ werden Seminare für unterschiedliche Zielgruppen angeboten. In der eingerichteten Koch- und Backschule können ca. 40 Personen miteinander kochen. Im Vortragsraum mit Vorführküche sehen Besucher über eine Topfkamera, von jedem Platz aus, was in den Töpfen passiert. Zusätzlich beherbergt das MUPÄZ eine Präsenzbibliothek mit über 12000 Koch- sowie Backbüchern, Büchern zur Geschichte der Kochkunst und der Gewürze. „Das war ein großes Glück, dass sich die Adalbert-Raps-Stiftung entschlossen hat, ihre wunderbare Bibliothek bei uns unterzubringen“, betont Daum.

"Einmal Museum immer Museum"

Sigrid Daum hat nach dem Diplom zur Verwaltungswirtin als Leiterin einer Klöppelschule im Frankenwald gearbeitet. Es war ihr eine Herzensangelegenheit, die vielfältigen Exponate nicht in einer Schublade verstauben zu lassen und so begann sie, ein Spitzenmuseum zu konzipieren – die internationale Spitzensammlung Nordhalben. Dann kam ein Angebot der Kulmbacher Brauerei für die Erarbeitung eines Konzeptes für ein Brauereimuseum im Kulmbacher Mönchshof, aus dem das Bayerische Brauereimuseum wurde. Es folgte das Bayerische Bäckereimuseum und als jüngstes Projekt das Deutsche Gewürzmuseum. „Ich habe auf meinem beruflichen Weg vier Museen gestaltet. Ich empfinde das als Gnade“, so Daum.

Infokasten
Das Gewürzmuseum wurde innerhalb von 16 Monaten umgesetzt. Das Projekt kostete insgesamt 3,8 Millionen Euro. Hauptunterstützer war das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit einem Zuschuss von rund 1,6 Millionen Euro aus Mitteln der EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER.

Öffnungszeiten Museen im Kulmbacher Mönchshof:
Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr