Fachseminar Sporternährung 2014 - Teil 2
Sporternährung Kompakt Teil 2

Die besten Gladiatoren waren Vegetarier

Dr. Mareike Großhauser - PortraitZoombild vorhanden

Dr. Mareike Großhauser vom Olympiastützpunkt Saarland

Die Moderation des Themenblocks "Alternative Ernährungsweisen" oblag dem Mediziner Dr. Johannes Scherr. Referentin Dr. Mareike Großhauser vom Olympiastützpunkt Saarland kommt im Rahmen ihres Vortrages zum Ergebnis, auch Vegetarier und Veganer sind – unter Berücksichtigung einiger Faktoren – zu sportlichen Höchstleistungen fähig. Großhauser untermauert ihre Aussage durch prominente Vertreter, wie den ehemaligen Sprintstar Carl Lewis und Triathlet Brendan Brazier, und führt zudem ein interessantes Statement aus dem alten Rom an. Demnach waren die besten Galdiatoren im alten Rom ebenfalls Vegetarier (Longo et al. 2008).

Dem Gerücht, Nahrungsmittelintoleranzen unter Leistungssportlern würden zunehmen, konnte der Internist Dr. Christoph Thöringer vom Klinikum rechts der Isar nicht uneingeschränkt zustimmen. Der Mediziner geht vielmehr von einer Kombination aus Überversorgung mit bestimmten Nährstoffen – vor allem Fruktose – und einer im Rahmen der Belastung auftretenden Minderdurchblutung im Darm, ausgelöst durch eine verminderte Aktivität des vegetativen Nervensystems, aus. Beides zusammen könnte über mögliche Veränderungen in der Darmmucosa zu einer Malabsorption mit entsprechender Symptomatik führen.

Ergogene Substanzen – nur das Sahnehäubchen

Dr. Manuela Konrad - PortraitZoombild vorhanden

Dr. Manuela Konrad von der FH Joanneum

Im letzten und für viele Sportler wohl spannendsten Themenblock, den ergogenen Substanzen, sorgten die Referentinnen Dr. Manuela Konrad, Diätologin an der FH JOANNEUM, Österreich, und Vizeweltmeisterin im Bergstrecken-Langlauf, Dr. Anja Carlsohn, für eine partielle Entzauberung leistungssteigernder Substanzen. Aus dem Vortrag von Konrad wird ersichtlich, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine optimale Kohlenhydrat-Versorgung stellen die Basis für Höchstleistungen dar und können durch keine legal erhältlichen ergogenen Substanzen ersetzt werden. Dass diese Fakten bisher weder bei der Normalbevölkerung noch bei vielen Sportlern angekommen sind, zeigen die recherchierten Zahlen von Anja Carlsohn, die an der Hochschule Schwäbisch Gmünd als Juniorprofessorin tätig ist.

Danach konsumieren 47 % der Frauen und 41 % der Männer regelmäßig Nahrungsergänzungspräparate, obwohl bei normaler Ernährung und einem gesunden Stoffwechsel weder bei Vitaminen noch bei Mineralstoffen ein Mangel auftreten sollte. Noch gravierender sieht das Ganze im Sportbereich aus, hier nehmen 67 % der Spitzensportler und 80 % der Nachwuchsathleten regelmäßig Nahrungsergänzung zu sich. Gerade bei Sportlern verhindere aber die Supplementierung mit antioxidativ wirkenden Vitaminen den trainingsbedingten Adaptionsprozess hin zu einer höheren antioxidativen Kapazität. Zudem wären etwa 15 % aller Nahrungsergänzungspräparate mit anabolen Steroiden kontaminiert, was im Profisport gravierende Auswirkungen haben könne.

Fazit: Die Ernährungsempfehlung für Alle ist Utopie

Das Fachseminar hat eines ganz deutlich gemacht, sportliche Höchstleistungen sind stark vom Individuum und seiner genetischen Ausstattung abhängig. Darüber hinaus spielen Trainingsumfang und eine an Individuum, Sportart und Trainingsumfang adaptierte Ernährung eine tragende Rolle. Die wichtigsten erogenen Faktoren sind eine optimale Flüssigkeits- und Energieversorgung und eine natürliche Lust an gesundem Essen und hochwertigen Lebensmitteln. Die Optimierung der veränderbaren Faktoren macht, in einer Welt in der nur noch tausendstel Sekunden über Sieg und Niederlage entscheiden, den Unterschied zwischen Höchstleistung und Mittelmäßigkeit. Spezielle erogene Substanzen – von Koffein über Kreatin und beta-Alanin bis zu Rote Beete – die nicht selten als Wundermittel angepriesen werden, können in Einzelfällen hilfreich sein, sollten aber lediglich als das Sahnehäubchen einer exzellenten Basisernährung angesehen und keinesfalls überschätzt werden.

Zusatzinformation: Milch, Leucin und das Muskelwachstum

Das zur Gruppe der verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAAs) zählende Leucin ist für den Muskelstoffwechsel und die Proteinsynthese im Muskel von großer Bedeutung und wirkt bei einer Diät mit nur geringer Kalorienzufuhr wohl auch einem verstärkten Muskelabbau entgegen. Dieser proteinsparende Effekt beruht wahrscheinlich darauf, dass Leucin den oxidativen Abbau von Glukose durch die Skelettmuskulatur zu regulieren scheint. Dies geschieht durch eine Stimulation des Glukoserecyclings via den Glukose-Alanin-Zyklus. In den letzten Jahren konnte zudem mehrfach gezeigt werden, Leucin regt die Aktivität von mTOR, ein den Muskelaufbau stimulierendes Protein, an und besitzt wohl auch einen appetitzügelnden Effekt.

Wissenschaftliche Literatur zum Thema

Impressionen zum Fachseminar

Kooperationspartner

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  • Zentrum für Prävention und Sportmedizin (TUM)