Wissenschaftliche Einordnung und Bewertung des Ernährungsreports 2023 und Pressemitteilung des BMEL


Short Facts

  • Deutsche legen beim Essen Wert auf Geschmack und Gesundheit, wobei der Geschmack an erster Stelle steht.
  • Kochen ist beliebt, wobei Frauen (55 %) häufiger kochen als Männer (34 %).
  • Obst und Gemüse sind in Deutschland sehr populär (71 %), während der tägliche Fleischkonsum seit 2015 um 14 % zurückgegangen ist.
  • Mehr Menschen kaufen vegetarische und vegane Lebensmittel, motiviert von Neugierde bis hin zu Umwelt- und Tierschutzaspekten.
  • Beim Lebensmitteleinkauf spielen Geschmack, Tierwohl, Herkunft und Preiswertigkeit eine wichtige Rolle.
  • Verbraucher legen großen Wert auf Informationen zu Lebensmittelzutaten, Herkunft und Regionalität sowie auf Angaben zur Tierhaltung, fairem Handel und Umweltverträglichkeit.
  • Die Mehrheit bevorzugt Fertiglebensmittel mit weniger Zucker und befürwortet die Verwendung von Jodsalz oder dessen Zusatz in verarbeiteten Produkten.
  • Deutsche essen mindestens einmal monatlich außer Haus und achten dabei auf frische, ausgewogene Mahlzeiten mit Blick auf Herkunft, Saisonalität und Tierwohl.
  • Wachsende Bevölkerungszahlen bedürfen Maßnahmen wie die Reduzierung von Lebensmittelabfällen, die Förderung von Regionalprodukten, die Unterstützung städtischer Landwirtschaft und eine weltweite Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität.
  • Methodischen Schwächen sollten bei der Interpretation der Ergebnisse des Ernährungsreports 2023 sorgfältig berücksichtigt werden.

Hintergrund


Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat das Meinungsforschungsinstitut forsa zwischen dem 15. und 26. Mai 2023 eine repräsentative Befragung per computergestützten Telefoninterviews mit 1.001 Bundesbürgern ab 14 Jahren in Deutschland durchgeführt. Ziel der Umfrage war es, Einblicke in die Ernährungsvorlieben, Essgewohnheiten und Erwartungen der Bevölkerung an Lebensmittel zu gewinnen. Der Ernährungsreport 2023 knüpft an frühere Umfragen an und ermöglicht es, historische Trends in verschiedenen Aspekten der Ernährung zu analysieren. Der achte Report umfasst 13 Kapitel, in denen Themen wie die Bedeutung des Kochens, der Fleischkonsum, die steigende Beliebtheit vegetarischer und veganer Alternativen sowie die Erwartungen an die Politik behandelt werden.

Der Ernährungsreport 2023 hebt hervor, dass in Deutschland Geschmack und Gesundheit nach wie vor die Hauptprioritäten in der Ernährung darstellen. Gleichzeitig gewinnen Nachhaltigkeit, Tierwohl und Klimaschutz zunehmend an Bedeutung. Transparenz und Lebensmittelkennzeichnungen wie der Nutri-Score und Informationen zur Tierhaltung spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Der Bericht zeigt insgesamt auch einen rückläufigen Trend im Fleischkonsum, insbesondere bei jüngeren Generationen, während das Interesse an artgerechter Tierhaltung und regionalen Lebensmitteln zunimmt.

Kapitel 1: Was beim Essen wichtig ist

Die Mehrheit der Deutschen legt beim Essen großen Wert auf den Geschmack (99 %). Nahezu genauso viele achten auf eine gesunde Ernährung (91 %), wobei ältere Generationen tendenziell etwas mehr Gewicht darauflegen als Jüngere. Die Zubereitungszeit ist für etwa die Hälfte der Befragten ein wichtiger Faktor (52 %), wobei jüngere Menschen sich stärker auf eine einfache und schnelle Essenszubereitung konzentrieren. Kalorienarme Ernährung wurde von 35 % als bedeutend erachtet, wobei dieser Aspekt mit zunehmendem Alter an Bedeutung zunahm. Verglichen mit früheren Befragungsjahren zeigten sich für 2023 nur geringfügige Abweichungen.

Kapitel 2: Kochen macht Spaß

Im Jahr 2023 gaben 45 % der Befragten an, dass sie fast täglich eigene Mahlzeiten mit frischen Zutaten zubereiten, im Vergleich zu 52 % im Jahr 2021. Dabei kochten Frauen (55 %) häufiger als Männer (34 %). Die Zahl derjenigen, die etwa zwei- bis dreimal pro Woche selbst kochten, ist insgesamt auf 36 % gestiegen (von 30 % im Jahr 2021), während 8 % angaben, überhaupt nicht selbst zu kochen. Die Freude am Kochen war bei den meisten Befragten hoch (74 %). Altersgruppenabhängige Unterschiede zeigten sich, mit 81 % Zustimmung bei den unter 30-Jährigen und 68 % bei den über 60-Jährigen. Insgesamt ließen die Umfrageergebnisse in dieser Kategorie im Vergleich zum Vorjahr keine signifikanten Veränderungen erkennen.

Kapitel 3: Was wir täglich essen

Die Ernährungsgewohnheiten in Deutschland sind vielfältig. Mehrheitlich gaben Befragungsteilnehmer an, täglich Obst und Gemüse (71 %) sowie Milchprodukte (58 %) zu verzehren. Der Fleischkonsum pro Tag hat sich auf 20 % verringert, im Vergleich zu 26 % im Jahr 2020, während der Verzehr vegetarischer und veganer Alternativen zunahm (von 5 % auf 10 %), insbesondere bei jüngeren Altersgruppen. Geschlechtsunterschiede zeigten sich hinsichtlich des Verzehrs von Gemüse und Obst, Süßigkeiten & Knabbereien sowie Fleisch und Wurst. Frauen bevorzugten häufiger Gemüse und Obst (78 %) sowie Süßigkeiten (30 %) im Vergleich zu Männern (63 % bzw. 22 %). Männer aßen hingegen öfter Fleisch oder Wurst (28 % versus Frauen 11 %). Der tägliche Konsum von Fisch und Meerestieren sowie Fertiggerichten lag bei lediglich 1 % und war damit im Vergleich zu anderen Lebensmittelgruppen relativ gering.

Kapitel 4: Pflanzliche Alternativen

Die Beliebtheit vegetarischer und veganer Alternativen zu tierischen Lebensmitteln nimmt zu. 53 % der Befragten gaben an, bereits solche Produkte gekauft zu haben, im Vergleich zu 53 % im Jahr 2022, wobei der Anteil derer, die sie noch nie gekauft haben, von 53 % auf 47 % gesunken ist. Ältere Menschen zeigten sich zurückhaltender (65 % der über 60-Jährigen gaben an, noch nie solche Produkte gekauft zu haben, im Vergleich zu 19 % der 14-29-Jähri-gen). Die Hauptgründe für den Kauf solcher Produkte waren Neugier (73 %), Umweltfreundlichkeit (63 %), Tierschutz und Geschmack (je 63 %). Am häufigsten wurden pflanzliche Milchalternativen (84 %), gefolgt von Tofu und fleischlosen Alternativen (je 76 %) bevorzugt gekauft. 46 % der Befragten gaben an, ihren Fleischkonsum bewusst einzuschränken und eine flexitarische Ernährung zu praktizieren, im Vergleich zu 8 % Vegetariern und 2 % Veganern, wobei sich dieser Anteil im Vergleich zur Vorjahresbefragung nur geringfügig verändert hat.

Kapitel 5: Gekauft wird, was schmeckt

Beim Einkauf von Lebensmitteln war für fast alle Befragten der gute Geschmack entscheidend (94 %). Die Tierhaltung, Umweltfreundlichkeit, Fair Trade und ökologische Produktion waren ebenfalls wichtige Kriterien, die von einer klaren Mehrheit beachtet wurden. Die Befragten achteten vermehrt auf Angebote (73 %) und Preiswertigkeit (57 %). Die Herkunft der Lebensmittel spielte auch eine Rolle, insbesondere bei Eiern (88 %) und frischem Gemüse/Obst (87 %) als auch Brot- und Backwaren (81 %). Die Bereitschaft, für verbessertes Tierwohl mehr zu bezahlen, war ebenfalls vorhanden, wobei 44 % der Befragten bis zu 15 Euro für ein Kilogramm Fleisch aus artgerechterer Haltung zahlen würden.

Kapitel 6: Verpackungen: wichtige Angaben

Verbraucher achten beim Einkauf auf wichtige Informationen auf Lebensmittelverpackungen, darunter vornehmlich das Zutatenverzeichnis (85 %), die Herkunft (82 %) und das Mindesthaltbarkeitsdatum (78 %). Sie interessieren sich auch für zusätzliche freiwillige Angaben auf Lebensmittelverpackungen wie Tierhaltungsbedingungen, fairen Handel, Umweltverträglichkeit, Gentechnikfreiheit, den Nutri-Score und vegane/vegetarische Kennzeichnungen.

Kapitel 7: Transparenz beim Einkauf

Verbraucher legen Wert auf Transparenz beim Lebensmitteleinkauf und legen Vertrauen in verschiedene Gütesiegel. Das Regionalfenster (66 %), Tierwohllabel (65 %) und das Bio-Siegel (59 %) sind besonders beliebt. Die Wahrnehmung dieser Siegel hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert, aber das Tierwohllabel hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen (36 % im Jahr 2015 gegenüber 65 % in 2023). Frauen achten beim Einkauf häufiger auf Gütesiegel als Männer. 65 % aller Befragten gaben an, Lebensmittel mit Gütesiegeln (sehr) häufig zu kaufen, wobei die Bedeutung solcher Produkte insbesondere bei den unter 30-Jährigen und 30-44-Jährigen zugenommen hat.

Kapitel 8: Nutri-Score für gute Orientierung

Der Nutri-Score, eine Nährwertkennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen, bietet Verbrau-chern eine Orientierung beim Einkauf. 84 % der Befragten gaben an, bereits den Nutri-Score auf Produktverpackungen wahrgenommen zu haben, was im Vergleich zum Vorjahr (71 %) eine deutliche Steigerung darstellt. Besonders bei den 14-44-Jährigen ist der Nutri-Score sehr bekannt. Bei 34 % der Befragten beeinflusste der Nutri-Score das Einkaufsverhalten von Lebensmitteln, während 66 % angaben, dass sie den Nutri-Score nicht als Entscheidungshilfe beim Lebensmittelkauf heranzogen.

Kapitel 9: Weniger ist mehr – Zucker, Fett, Salz

Die Mehrheit der Befragten (82 %) bevorzugte weniger zugesetzten Zucker in Fertiglebensmitteln, selbst wenn diese dadurch weniger süß schmecken. In der aktuellen Umfrage von 2023 zeigte sich eine gesteigerte Aufmerksamkeit für den Zuckergehalt (61 %), Fettgehalt (55 %) und Salzgehalt (20 %) in Fertiglebensmitteln im Vergleich zum Vorjahr. 76 % der Befragten verwendeten Jodsalz im Haushalt, und 39 % begrüßten dessen vermehrten Einsatz in verarbeiteten Lebensmitteln. 31 % gaben an, dass ihnen die Bedeutung von Jodsalz unbekannt sei.

Kapitel 10: Essen außer Haus – vielfältig und lecker

72 % der Befragten besuchten mindestens einmal im Monat Restaurants oder Gaststätten, 22 % speisten in Kantinen, und 40 % bestellten regelmäßig Mahlzeiten für zu Hause. Unter den unter 30-Jährigen bestellten 15 % wöchentlich bei Lieferdiensten, und 28 % der 14- bis 29-Jährigen aßen wöchentlich in Kantinen. Beim Außer-Haus-Verzehr legten 75 % der Befragten Wert auf Salat, 62 % auf Fleischgerichte und 58 % auf frisches Obst. Zudem achteten 66 % auf Herkunft und Saisonalität, 62 % auf den Preis und 45 % auf Bio-Lebensmittel. Bei Fleischgerichten interessierten sich 58 % für die Tierhaltung. 74 % fanden es wichtig, Reste mitnehmen zu können, und 69 % befürworteten flexible Portionsgrößen.

Kapitel 11: Erwartungen an Politik und Wirtschaft

In Bezug auf Ernährung und Landwirtschaft unterstützten 91 % die Förderung artgerechter Tierhaltung. 77 % erachteten es als wichtig für den Klimaschutz, dass Menschen weniger Fleisch essen. 51 % fanden, dass es zu wenige Gerichte mit Bio-Lebensmitteln in Restaurants und Kantinen gibt, während 41 % Gemüse und Obst für zu teuer hielten, 21 % dies bei Fleisch- und Wurstprodukten empfanden. 93 % befürworteten die Förderung tiergerechter Stallumbauten und Verpflichtung für Supermärkte abgelaufene Lebensmittel zu spenden, 73 % die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Gemüse und Obst. Bei politischen Maßnahmen favorisierten 94 % bessere Tierhaltungsbedingungen, 92 % weniger Lebensmittelabfälle, 87 % die Förderung von ökologischem Landbau, 86 % die Kennzeichnung der Tierhaltung bei Fleisch und Milchprodukten und 84 % höhere Landwirtschaftseinkommen.

Kapitel 12: Kein Essen ohne Landwirtschaft

Die Befragungsteilnehmer betonten die Bedeutung von artgerechter Tierhaltung, fairer Entlohnung, Produktqualität, Insektenschutz und umweltschonenden Produktionsmethoden. Zusätzlich gaben 16 % an, regionales Gemüse und Obst nach Hause geliefert sowie allgemeine Lebensmittellieferungen in Anspruch genommen zu haben. Gemüse und Obst waren dabei die beliebtesten Produkte (68 %), gefolgt von Nudeln/Reis/Getreide, Milchprodukten, Getränken, Fleisch und Fisch. Die Bereitschaft zur Lebensmittelbestellung nach Hause variierte je nach Ortsgröße, von 24 % in Großstädten mit über 500.000 Einwohnern bis zu 7 % in Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern und ließ einen leichten Anstieg gegenüber der Vorjahresbefragung erkennen.

Kapitel 13: Recht auf Nahrung weltweit sichern

Maßnahmen zur Ernährung einer wachsenden Bevölkerung wurden als besonders wichtig erachtet, darunter eine Reduktion von Lebensmittelabfällen (92 %), der Konsum regionaler Produkte (86 %), die Verringerung des Fleischkonsums der Bevölkerung (82 %), die Förderung städtischer Landwirtschaft (72 %) und weltweite Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität (60 %).

Bewertung der Validität und Methodik des Ernährungsreports 2023


Die Daten des Ernährungsreports 2023, die auf einer repräsentativen Zufallsstichprobe basieren und historische Vergleiche ermöglichen, sind verlässlich im Rahmen der verwendeten Methodik. Allerdings ist zu beachten, dass bei der Interpretation der Ergebnisse die Befragten ihre Ansichten lediglich innerhalb vorgegebener Antwortoptionen äußern konnten, ohne die Möglichkeit zur Hinzufügung zusätzlicher Erläuterungen. Dies könnte gewisse Beschränkungen hinsichtlich der Vollständigkeit und Tiefe der Ergebnisse mit sich bringen. In Anbetracht dessen empfiehlt es sich, die Ergebnisse mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren, da sie möglicherweise nicht alle subtilen Unterschiede und individuellen Standpunkte adäquat widerspiegeln.

Einige Organisationen und Verbände, darunter die Deutsche Diabetes Gesellschaft, äußerten bereits im Jahr 2020 Kritik an der Aussagekraft und Interpretation des Ernährungsreports. Ihre Kritik bezog sich darauf, dass der Bericht die Problematik von Übergewicht und den Konsum problematischer Lebensmittel, wie z.B. Softdrinks, weitgehend ausblendet und ein zu optimistisches Bild der Ernährungssituation in Deutschland zeichnet. Diese Kritik beruhte auf der Feststellung, dass bestimmte relevante Fragen in der Umfrage, ob absichtlich oder unbeabsichtigt, nicht ausführlich behandelt wurden. Beim Abgleich der Fragestellungen zwischen dem Ernährungsreport von 2020 und 2023 zeigt sich eine bemerkenswerte Kontinuität, da etwa 80 % der Fragen in beiden Berichten identisch sind. Trotz dieser Kritik und der Forderung nach einer umfassenden Überarbeitung des Fragekatalogs hat eine solche Überarbeitung bisher nicht stattgefunden.

Im Ernährungsreport 2023 finden sich Einschätzungen zur Verzehrshäufigkeit verschiedener Lebensmittelkategorien wie Fleisch, Wurst, Obst, Gemüse und Milchprodukte sowie zu verschiedenen Ernährungsweisen (vegan, vegetarisch, flexitarisch). Die Daten basieren in der Regel auf Antworten auf die Frage: „Wie häufig nehmen Sie diese Lebensmittel gewöhnlich zu sich?“ Die Antwortmöglichkeiten umfassten allgemeine Kategorien wie „einmal“ oder „mehrmals täglich“ ohne konkrete Daten zu tatsächlichen Verzehrsmengen zu erheben. Daher sollte die Interpretation dieser Ergebnisse mit Vorsicht erfolgen, da sie möglicherweise keine präzise Darstellung der tatsächlichen Ernährungsgewohnheiten der deutschen Bevölkerung darstellen. In wissenschaftlichen Studien ist die Verwendung zuverlässiger Datenerhebungsverfahren wie Ernährungstagebücher oder -protokolle sowie die Einhaltung methodischer Standards entscheidend, um genaue und aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.

Die Methodik der Datenauswertung und Dokumentation im Ernährungsreport 2023 wirft zu-dem Intransparenzfragen auf. Konkrete Daten zur Stichprobengröße und zur Zusammensetzung der Studienpopulation in Form von Absolutwerten werden nicht offengelegt; stattdessen werden nur prozentuale Anteile präsentiert. Es ist anzunehmen, dass Gewichtungsfaktoren zur Herstellung der Repräsentativität für die deutsche Gesamtbevölkerung verwendet wurden. Allerdings bleiben Unsicherheiten hinsichtlich der Korrektur von Verzerrungen, wie beispielsweise einer möglicherweise überrepräsentierten Geschlechterverteilung, und welche spezifischen Korrekturfaktoren angewendet wurden.

Wissenschaftliche Einordnung


Zusammenfassend liefert der Ernährungsreport 2023 wertvolle Einblicke in den gegenwärtigen Zustand der Ernährungssituation und die sich entwickelnde Ernährungskultur in Deutschland. Obgleich etwaige Schwächen im zugrunde liegenden Fragenkatalog und der Methodik diskutiert werden können, sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass dieser Bericht periodisch Veränderungen in den Ernährungsgewohnheiten der deutschen Bevölkerung durch eine kosteneffiziente Datenerhebung aufzeigt. So wird deutlich, dass der Trend zu einer nachhaltigen und gesunden Ernährung in der Gesellschaft kontinuierlich an Bedeutung gewinnt. Dies spiegelt sich in einer wachsenden Bereitschaft der Befragten wider, aktiv Verantwortung für ihre Ernährungsgewohnheiten zu übernehmen. Besonders auffällig ist die gesteigerte Sensibilität für verschiedene Aspekte der Ernährung, darunter die Reduktion von Lebensmittelabfällen, die Präferenz für regionale Produkte und die Bereitschaft zur Verringerung des Fleischkonsums. Diese Entwicklungen zeugen von einem wachsenden Interesse daran, die eigene Ernährung gesünder, umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten.

Im Vergleich zu anderen bevölkerungsrepräsentativen Erhebungen, in denen der Anteil vegetarischer Ernährung in der Bevölkerung zwischen 0,96 % und 11,2 % und der Anteil veganer Ernährung zwischen 0 % und 3,2 % variierte, ergab der Ernährungsreport 2023 Anteile von 8 % für vegetarische Ernährung und 2% für vegane Ernährung. Diese Werte liegen im erwarteten Bereich. Interessanterweise zeigen die Daten jedoch über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg Schwankungen in der vegetarischen Ernährung von 5 % bis 10 % (mit einer Fehlertoleranz von +/- 3 %), was im Rahmen einer natürlichen Stichprobenvarianz liegt. Es ist ratsam, diese Schwankungen im Kontext zu betrachten und zusätzliche Datenquellen und -zeiträume zu berücksichtigen, um Trends und Entwicklungen besser zu verstehen.

Im Ernährungsreport 2023 werden auch Informationen zu Konsumgewohnheiten erfasst, wie zum Beispiel Fleisch und Wurst. Allerdings fehlen genaue Daten zu den Verzehrsmengen, was eine grobe Abschätzung ermöglicht, jedoch keine präzisen Aussagen über die Ernährungsgewohnheiten erlaubt. Dieser Aspekt sollte bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden.
Dennoch hebt der Bericht hebt hervor, dass die Menschen in Deutschland verstärkt nach Lösungen suchen, um ihr Essverhalten mit Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen. Obgleich die bereitgestellten Informationen gewiss nicht alle relevanten Aspekte der Ernährung abdecken, liefern Sie dennoch bedeutende Erkenntnisse zur Gestaltung von Ernährungspolitik, Verbraucheraufklärung und zur Förderung gesunder Ernährungsgewohnheiten auf Bevölkerungsebene.

Insgesamt sollten die Ergebnisse des Ernährungsreports 2023 jedoch mit Bedacht interpretiert werden, da die Daten teilweise eingeschränkt in ihrer Aussagekraft sind. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es ratsam, die vorliegenden Daten durch einen Vergleich mit anderen Studien und Erhebungen zu verifizieren und in einen umfassenderen Kontext zu stellen. Diese Vorgehensweise erlaubt eine genauere Bewertung der Gültigkeit und der Repräsentativität der vom BMEL veröffentlichten Daten.