Von der fossilen zur biobasierten Wirtschaft
Bioökonomie – nachhaltiges Wirtschaften auf Basis nachwachsender Ressourcen

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Biobasierte Produkte sind die Antwort auf immer knapper werdende fossile, mineralische oder metallische Rohstoffe. Plastikflaschen aus Zuckerrohr, Kleidung aus Milch, Speiseeis aus der Lupine – das sind einige von vielen Beispielen für neue Produkte der Bioökonomie. Was bedeutet die Bioökonomie für den Ernährungssektor? Und wie ist die Akzeptanz der Verbraucher für die neuen Produkte?

Nachhaltige biobasierte Wirtschaft

Vom erdölbasierten zu einem nachhaltigen Wirtschaften auf Basis nachwachsender Rohstoffe: Bioökonomie ist eine Wirtschaftsform, die effizient biologische Ressourcen wie Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen nutzt. Land- und Forstwirtschaft oder Holz- und Papierindustrie setzen schon immer biologische Ressourcen ein. Neu ist ihr Einsatz in Bereichen wie der Automobil-, Chemie- oder Textilindustrie. Die Bioökonomie umfasst die gesamte Wertschöpfungskette.
2013 hat die Bundesregierung die „Nationale Politikstrategie Bioökonomie“ beschlossen. Ihr Voraus ging die „Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie 2030“. Im Rahmen der Strategie wurden 2,4 Mrd. Euro FuE-Mittel zur Verfügung gestellt. Es wurden mehrere Handlungsfelder entwickelt und Prioritäten gesetzt: So hat die Ernährungssicherheit Vorrang vor der Nutzung der biobasierten Ressourcen als Rohstoffe oder zur Energiegewinnung. Bei der Formulierung der Strategien wurde die Bundesregierung durch den Bioökonomierat beraten, einem Expertengremium mit Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft.

„Die Bioökonomie ist die wissensbasierte Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems bereitzustellen.“
Definition des Bioökonomierates (Bundesministerium für Bildung und Forschung Referat Bioökonomie 2010)

Ist Bioökonomie der Schlüssel?

Die Bioökonomie wird als wichtiger Beitrag zur Lösung der globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie Weltbevölkerungswachstum, Ernährungssicherheit, globale Erwärmung oder Ressourcenknappheit gesehen. Wachstum der Weltbevölkerung und steigender Lebensstandard führen zur größeren Nachfrage nach Nahrungsmitteln und anderen Ressourcen. Doch die fossilen, mineralischen oder metallischen Rohstoffe sind endlich. Ist Bioökonomie der Schlüssel? Gibt es genug Fläche, um neben Nahrungsmitteln noch Biomasse zur Nutzung für Rohstoffe anzubauen?
Die Konkurrenz zwischen Nahrungsmittel- und Biomasse ist nicht neu. Eine öffentliche Debatte gab es bereits im Rahmen der EU-Biokraftstoffpolitik: Unter dem Stichwort „Teller statt Tank“ wurde diskutiert, ob die stark wachsende Nachfrage nach Bioethanol zu weltweit steigenden Getreidepreisen geführt hat (Nahrungsmittelpreiskrise 2007/2008).
Um Konkurrenz zur Lebens- und Futtermittelproduktion zu vermeiden, sollten daher die Nutzungspotenziale von Rest-, Neben-, Abfallstoffen oder spezieller Biomasse wie Algen ausgeschöpft werden. Weitere sinnvolle Ansatzpunkte sind beispielsweise ein effizienterer Umgang mit Ressourcen oder die Erhöhung der Flächenproduktivität.

Kommunikation – Verbraucher mitnehmen

Mit dem Ziel ernährungsmitbedingte Erkrankungen zu reduzieren soll im Rahmen der Bioökonomie auch an neuen, gesunden Lebensmitteln geforscht werden. Erste Produkte, wie das Speiseeis aus der Lupine, sind bereits im Handel. Wie steht der Verbraucher den neuen Produkten gegenüber? Ist die biobasierte Wirtschaft ein wichtiges Verbraucherthema?
Der Think Tank der Lebensmittelwirtschaft e. V. macht darauf aufmerksam, dass das Thema Bioökonomie noch nicht beim Verbraucher angekommen ist. Es sind „Unbekanntheit oder Berührungsängste beim Thema Bioökonomie erkennbar“ (Lebensmittelwirtschaft e. V. 2015). Um den gesellschaftlichen Wandel hin zu einer biobasierten Wirtschaft zu beschreiten und die Akzeptanz für die neuen Produkte zu schaffen, muss eine ehrliche Kommunikation mit den Verbrauchern erfolgen. Hier sind die Unternehmen der Bioökonomie und die Wissenschaft gefordert. Auch auf Landesebene sollte mehr Geld für Verbraucheraufklärung und Verbraucherkommunikation zur Verfügung gestellt werden.

Literatur:
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Bioökonomie (Hrsg.) (2010): Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030. Unser Weg zu einer bio-basierten Wirtschaft. Unter: https://www.bmbf.de/pub/Nationale_Forschungsstrategie_Biooekonomie_2030.pdf

Lebensmittelwirtschaft – Gesellschaft für Beratung und Unterstützung der Lebensmittelwirtschaft mbH (2015): Think Tank Ergebnispapier. Unter: http://www.lebensmittelwirtschaft.org/think-tank-ergebnispapier