Fachseminar Sporternährung, 05. Juni 2014 – Teil 1
Sporternährung Kompakt – eine Retrospektive

Titelbild Fachseminar Sporternährung im Deutschen Herzzentrum

Eine optimale Ernährung mutiert in Zeiten von Lebensmittelüberfluss und einer wachsenden Flut an medienwirksam in Szene gesetzten Nahrungsergänzungspräparaten zur echten Herausforderung. Wer sich heute sportlich betätigt, sieht sich einem kaum überschaubaren Arsenal an leistungssteigernden Produkten gegenüber. Dr. Wolfram Schaecke, Leiter des KErn in Freising, bringt es in seiner Einführungsrede zum Seminar „Sporternährung Kompakt“ auf den Punkt: „Ernährung ist zwar ein Grundbedürfnis, das wann und wie viel überfordert heute aber immer mehr Menschen und zunehmend auch Sportler“.

Was funktioniert wirklich, was ist nur clevere Marketingstrategie?

Dieser Frage ging das Fachseminar „Sporternährung“, initiiert und organisiert vom KErn, im Rahmen einer Kooperation mit den Experten der TU München (Klinikum rechts der Isar; Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin) und dem Deutschen Herzzentrum am 5. Juni 2014 in seinem eintägigen Seminar auf den Grund. Die große Nachfrage nach den limitierten Plätzen machte deutlich, der Ernährung kommt im Sport eine immer größere Bedeutung zu. Rund 130 Teilnehmer aller Disziplinen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum waren dem Ruf ans Deutsche Herzzentrum gefolgt und wurden nicht enttäuscht. So bunt gemischt wie das Publikum – das vom Mediziner über den Trainer bis zum Sportler reichte – waren auch Programm und Referenten. Zehn Vorträge, gegliedert in fünf Themenblöcke, deckten das gesamte Spektrum der Sporternährung ab.

"Low Carb" oder doch lieber "Low Glycogen", das ist die Frage?

Sporternährung Dr. Scherr Verbandsarzt DSV Ski alpinZoombild vorhanden

DSV Verbandsarzt (Ski alpin) Dr. Scherr referierte zum Thema Marathon.

Im Themenblock "Ausdauersportarten", moderiert vom Organisator Dr. Malte Rubach, Projektleiter am KErn, referierte die Internistin Dr. Silja Schwarz (TU München) über die Warnsignale der sportlichen Ermüdung. Ihr Fazit: Eine optimale Flüssigkeitsversorgung, vor, während und nach einer Belastung, trägt im Ausdauersport ganz entscheidend zu Performance und Regeneration bei. Den Einfluss der Ernährung beim Marathon diskutierte anschließend Dr. Johannes Scherr, wie seine Vorrednerin vom Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin und zudem leitender DSV-Verbandsarzt (Ski alpin). Wie komplex sich im Marathon vor allem die optimale Energieversorgung mit Kohlenhydraten gestaltet, zeigten seine Ausführungen zu „Low Carb“, „Low Glycogen“ und „Carbo Loading“. Interessant für alle Bierliebhaber, die sich mit der alkoholfreien Variante anfreunden können, die enthaltenen Polyphenole sollen die beim Marathon durch Gefäßveränderungen kurzzeitig erhöhte Infektanfälligkeit reduzieren.

Essen ist pure Emotion

Sporternährung Referent und Sternekoch Bernhard ReiserZoombild vorhanden

Sternekoch und Berater der Damen Fußball-Nationalmannschaft Bernhard Reiser.

Im Themenkomplex Teamsportarten, den der medizinische Leiter des Zentrums für Prävention und Sportmedizin der TUM, Prof. Dr. Martin Halle, moderierte, referierten zwei echte Praktiker über ihre Erfahrungen mit Sportlern und Trainern und eine möglichst optimale Ernährung für sportliche Erfolge. Während sich Dr. Claudia Osterkamp-Baerens, die am Olympiastützpunkt Bayern als Ernährungsberaterin fungiert, mit ihren Tipps zu Flüssigkeits- und Kohlenhydrat-Management im Teamsport primär an Trainer und Betreuer richtete, lag der Fokus von Sternekoch und „Frauenversteher“ Bernhard Reiser, u. a. Betreuer der Deutschen Damen-Fussball-Nationalmannschaft, auf positiven Emotionen durch das richtige Essen. Reiser glaubt an die natürliche Intelligenz des Körpers bei der Nahrungswahl und nutzt bei seiner Arbeit die Psychologie des Essens. „Essen ist pure Emotion und positive Emotionen tragen über eine gesteigerte Motivation zu sportlichen Erfolgen bei,“ sagt Reiser, dem der Erfolg seiner Fussball-Damen Recht gibt.

Du kannst es nicht besser, aber länger

Dr. Paolo Colombani - Portrait

Dr. Paolo Colombani von der Eidgenössischen Hochschule für Sport

„Du kannst es nicht besser, aber länger“, zu diesem Schluss kam Dr. Paolo Colombani nach Auswertung einer Reihe von Studien zum Thema „Milch als optimales Sportgetränk“. Colombani, dessen Wirkungsstätte die Eidgenössische Hochschule für Sport in Magglingen ist, stellte Daten vor, die Milch als optimales Regenerationsgetränk nach einer sportlichen Belastung bestätigen. In den diversen Studien schnitt die Milch nie schlechter als andere Regenerationsgetränke ab. Bei einem Berglauf bis zur Erschöpfung hielten die Schokomilchtrinker im Vergleich mit einer Kontrollgruppe tatsächlich 23% länger durch. Auf Grund der hohen biologischen Wertigkeit der Molkenproteine und dem hohen Anteil der Aminosäure Leucin, trägt Milch auch zu einem starken Muskelwachstum bei.

Wie das genau funktioniert, lesen Interessierte am Ende des Artikels. Ebenfalls im Themenblock Kraftsportarten referierte der Pharmazeut Dr. Klaus-Jürgen Moch, der in seinem Vortrag den Sinn oder Unsinn einer Protein-Supplementierung bei intensivem Kraft- und Ausdauersport erörterte. Mochs Studien, die nach einer Korrelation zwischen Proteinzufuhr und Muskelmasse bei Bodybuildern suchten, zeigen: Kraftsportler benötigen trotz intensivem Training nicht mehr Protein als der Normalbürger. Bei einer biologischen Wertigkeit von 70 ist rund 1 g Protein/kg Körpergewicht und Tag ausreichend, dies bestätigen auch die Daten zur Stickstoffbilanz bei Kraftsportlern. Da in Deutschland bei normaler Ernährung rund 1,2 g/kg KG/Tag an Protein verzehrt wird, sind nach Meinung des Pharmazeuten die früheren Empfehlungen von 3 bis 4 g überholt. Angesichts der Tatsache, das überschüssiges Protein zu Harnstoff metabolisiert und über die Niere ausgeschieden wird, muss bei kontinuierlich vermehrter Proteinzufuhr sogar mit einer erhöhten Belastung für Nieren gerechnet werden.

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