Interview mit Dr. Matthias Kaiser
"Wer würde daran nicht mitwirken wollen?"

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©Dr. Matthias J. Kaiser

Seit 2017 ist Dr. Matthias Kaiser Geschäftsführer des Campus Kulmbach.
Als Wirtschaftsingenieur hält er an der Fakultät VII für Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit der Universität Bayreuth in Kulmbach die Fäden zusammen.

Was hat Sie gereizt, die Geschäftsführung des Campus Kulmbach zu übernehmen?
Mich haben das vielseitige Aufgabenspektrum als Manager der Prozesse vor Ort und auch das weitreichende Wirkungsfeld (u.a. in Kulmbach, Bayreuth, Bayern und darüber hinaus) angesprochen. Auf beiden Feldern kann ich einerseits meine bisher erworbenen Kompetenzen einbringen. Als Wirtschaftsingenieur habe ich gelernt mit fachheterogenen Teams umzugehen und entsprechende „Brücken“ zu bauen, als Berater habe ich die Managementqualifikationen erworben und schließlich als angehender Wissenschaftler die Mechanismen der Hochschule kennengelernt. Das kann ich jetzt alles gut anwenden. Andererseits trage ich auch Verantwortung für zahlreiche Prozesse – das Team, Bau- sowie Flächenplanung und das Budget. Im Übrigen ist die Entwicklung der neuen Fakultät VII der Universität Bayreuth in Kulmbach einfach ein großartiges, durchweg positives Projekt – wer würde daran nicht mitwirken wollen? Generell wird das Potenzial des Berufsfelds „Wissenschaftsmanagement“ als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Hochschulverwaltung viel zu häufig unterschätzt. Ich kann jetzt schon sagen, dass ich sehr dankbar für diesen tollen Job bin!
Wo sehen Sie Synergien vom Campus Kulmbach und KErn?
Große Schnittmengen sehe ich zunächst einmal bei den gemeinsamen Themen: Sowohl die neue Fakultät VII der Universität Bayreuth als auch das KErn wollen Ernährungsfragestellungen so aufbereiten, dass positive Effekte in der Bevölkerung zu erwarten sind. Das KErn legt hier seinen Fokus auf die Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Akteuren – hier kann die Universität sicherlich noch Einiges lernen. An der Fakultät für Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit steht die Grundlagenforschung im Vordergrund, z. B. zu den kausalen Zusammenhängen zwischen Krankheitsrisiken und Ernährungsweisen oder über die Sicherstellung und Verbesserung der Versorgung von Menschen mit ausreichenden Mengen gesunder Lebensmittel. Das ergänzt sich hervorragend. Die jeweiligen Stärken des Anderen zu erkennen und konsequent zu nutzen, wird uns unserem gemeinsamen Ziel, gesunde Ernährung besser zu verstehen und zu fördern, näher bringen.
Wie möchten Sie konkret an die Kompetenzen des KErn anknüpfen?
Es gibt bereits vielversprechende Anknüpfungspunkte, wie zum Beispiel das erfolgreiche Wissenschaftsseminar zu „Nudging“ im Februar 2019, das an der Universität Bayreuth stattfand und auf großes mediales Interesse stieß. Weiterhin arbeiten wir bereits jetzt gemeinsam am Aufbau einer „Wissensplattform Ernährung“ – eher ein langfristiges Vorhaben. Ziel ist es, eine seriöse Quelle für Ernährungsinformationen und so Kompetenzen der Wissenschaft in Ernährungsfragen für die Bevölkerung bereit zu stellen. An diesem Projekt ist auch die Akademie für Neue Medien in Kulmbach beteiligt. Kooperation gibt es auch beim Aufbau unserer neuen Forschungsmensa für den Uni-Standort in Kulmbach. Diese und weitere Verbindungen sollen zukünftig ausgebaut werden, sobald die neue Fakultät auch personell stärker geworden ist. Ich freue mich darauf!
Welche Herausforderungen sehen Sie für den Campus Kulmbach?
Eine wesentliche Herausforderung wird es sein, exzellente Arbeits- und attraktive Lebensbedingungen für alle neu Zugezogenen zu schaffen. Dies wünschen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität ebenso wie die zukünftigen Studierenden in Kulmbach. In der Aufbauphase, in der wir auf bauliche Übergangsregelungen agieren, werden unsere Strukturen gegebenenfalls noch nicht perfekt sein, das heißt, die vollständige Etablierung der Fakultät VII samt Neubau dauert einfach länger und wird von allen Beteiligten Geduld und gleichzeitig Engagement abfordern. Die Entwicklung wird nur gemeinsam mit den Bürgern, der Politik, den Unternehmen, kooperierenden Behörden sowie den Bayreuther Kolleginnen und Kollegen gehen. Auch die Schaffung von stabilen Netzwerken – wie mit dem KErn – gehört dazu. Gemeinsam wird diese Aufgabe gelingen, davon bin ich überzeugt. Das kriegen wir hin!
Was sind die nächsten Meilensteine?
Ein wichtiger Meilenstein, den wir in diesem Sommer erreicht haben, ist die Ausschreibung der ersten sechs Professuren für die neue Fakultät. Gleichzeitig beschäftigen sich zahlreiche Personen mit der Ausgestaltung der ersten Studiengänge – allen voran unser Gründungsdekan Prof. Dr. Stephan Clemens. Zum Wintersemester 2020/21 wird der Lehrbetrieb auf dem Campus in Kulmbach mit dem englischsprachigen Masterstudiengang „Food Quality and Safety“ starten. Bis zur Ankunft der Professoren, Wissenschaftlern und den ersten Studierenden ist noch einiges zu tun: Büros, Lehrräume und Labore müssen gefunden, angemietet, ertüchtigt und für den Start erprobt werden. Auch wird gerade die Forschungsinfrastruktur etabliert. Parallel dazu wird der Neubau auf dem zukünftigen Gelände des Campus in Kulmbach geplant. Es bleibt also weiterhin spannend…