Kooperationsprojekt
Smart Moving – Nudging zur Förderung von Bewegung im Studienalltag

Einen gesunden und nachhaltigen Lebensstil zu fördern – das ist die Hauptaufgabe des KErn. Dazu gehört vor allem auch ausreichend Bewegung. Inwiefern Nudging auch für diese Zielsetzung ein probates Mittel darstellen und zu mehr Bewegung im Alltag führen kann, erprobte das KErn in einem Kooperationsprojekt im Setting Hochschule. Das Vorhaben wurde von der Techniker Krankenkasse gefördert und innerhalb von drei Jahren (März 2018 - 2021) an den beiden bayerischen Universitäten Bayreuth und Regensburg umgesetzt.

Gesicht einer lachenden jungen Frau, die mit einem Auge zwinkert, vor grünem Hintergrund und dem SmartMoving-Logo rechts

Was ist Nudging?

Nudging ist ein Begriff aus der Verhaltensökonomik und basiert auf der Idee, dass Menschen durch bestimmte Maßnahmen zwanglos zu bestimmten Verhaltensweisen oder Entscheidungen bewegt werden können, welche für sie selbst oder für die Gesellschaft vorteilhaft oder wünschenswert sind. Durch einfache Änderungen in der Umwelt können so bestimmte Ziele erreicht werden.

Zielsetzung und Projektbeschreibung

Primäres Ziel des Kooperationsprojektes "Smart Moving" war eine Erhöhung der körperlichen Aktivität im Setting Hochschule, v.a. durch eine Steigerung der Alltagsbewegung während der Anwesenheit in der Hochschule, aber auch durch eine Reduzierung des so genannten „Sedentary Behaviour“ (deutsch: „sitzendes Verhalten"). Angesprochen wurde dabei die Zielgruppe der Studierenden. In einem partizipativen Prozess wurden zusammen mit Hochschulangehörigen und Zielgruppenvertretern Maßnahmen zur Bewegungsförderung entwickelt, die an die Bedürfnisse der jeweiligen Hochschule angepasst sind. Angedacht war, vor allem zu verhältnisorientierten Ansätzen sowie zu Nudging anzuregen.

Hintergrund des Projekts

Das Projekt "Smart Moving" ist aus dem Projekt „Ernährungsverhalten in Bayern und seine Folgekosten“ entstanden. Dort konnte in einem Praxistest „Smarter Lunchrooms“ in der Gemeinschaftsverpflegung bereits die positive Wirkung verhältnisorientierter Maßnahmen wie Nudging auf eine gesunde Essenswahl gezeigt werden. Daran anknüpfend sollte Nudging in diesem Folgeprojekt auf den Bereich der Alltagsbewegung übertragen werden.

Die meisten Erwachsenen verbringen rund 50 bis 60 Prozent des Tages im Sitzen. Die Folgen des Bewegungsmangels sind gravierend: Neben Fehlernährung und Rauchen ist Bewegungsmangel eine der häufigsten Ursachen für Zivilisationskrankheiten wie z. B. Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2, Koronare Herzkrankheit und verschiedene Krebserkrankungen. Die gesamtgesellschaftlichen Kosten, die infolge der durch Bewegungsmangel verursachten bzw. begünstigten Erkrankungen anfallen, sind enorm.

Vor diesem Hintergrund sollten Hochschulen in ihren Aktivitäten dem allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs zu Lebensstilfragen, wie z. B. die Förderung von Bewegung im Alltag, folgen. Im Sinne der Etablierung eines studentischen Gesundheitsmanagements eignet sich Nudging als Methode, die das Verhalten von Menschen auf vorhersagbare Weise beeinflussen soll, ohne dabei auf Verbote und Gebote zurückgreifen oder ökonomische Anreize verändern zu müssen.

Untersucht wurde die zugrundeliegende Fragestellung, wie der Campus der Universität und die universitären Räume gestaltet werden müssen, um Bewegung im Alltag nicht zu verhindern, sondern zu fördern. In der ersten Phase wurden die beiden Hochschul-Settings der Universitäten Bayreuth und Regensburg genau analysiert. Das betrifft sowohl die Verhältnisse, also Räume und Orte am Campus, als auch das Bewegungs- und Sitz-Verhalten der Studierenden selbst. Zeitgleich wurde ein Ideenwettbewerb veranstaltet, an dem sich die Studierenden beteiligen können. In der zweiten Phase wurden aus diesem Ideenpool an beiden Hochschulen Maßnahmen umgesetzt, die dann begleitend evaluiert wurden. Projektpartner neben dem KErn waren die Universität Regensburg und die Universität Bayreuth. Gefördert wurde das Modellprojekt von der Techniker Krankenkasse.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

  • Es wurden insgesamt neun konkrete Maßnahmen zur Bewegungsförderung im Studienalltag umgesetzt bzw. auf den Weg gebracht, welche die Studierenden sehr begrüßen.
  • Nachhaltige, strukturelle Veränderungen wurden angestoßen.
  • Bewegungsfördernde Elemente wurden in bis dato reine, institutionalisierte „Sitzorte“ (z.B. Bibliothek und in Lehrveranstaltungen) installiert.
  • Der Nudging-Ansatz ist wegen des niedrigschwelligen Charakters sehr gut geeignet, um erste Schritte für mehr Alltagsbewegung im Studienalltag umzusetzen.
  • Ein Methodenmix aus bewusster Information, Sensibilisierung und niederschwelligen Reizen erwies sich am erfolgversprechendsten.

Impressionen umgesetzter Maßnahmen

Studentinnen und Studenten bewegen sich zusammen im Hörsaal.

Gemeinsame Bewegungspausen während Vorlesungen. (© KErn/Max Dörres)

Zwei Menschen laufen in einer Bibliothek auf Laufbändern, während sie am Lernen sind.

Flüsterleise Laufbänder, die durch Schritte betrieben werden. (© KErn)

Höhenverstellbare Tische

Höhenverstellbare Tische, an die man sich auch stellen kann. (© KErn/Max Dörres)

Eine blaue Markierung mit der Zahl 650 auf dem Asphalt.

Schrittzahlen auf dem Asphalt (© KErn/Max Dörres)

Über zwei Aufzügen steht "Treppe, Gesundheit to go"

Treppenaufkleber über Aufzügen (© Julia von Sommoggy)

Weitere Informationen zum Projekt

Die Projektbeteiligten

Universität Bayreuth

  • Prof. Dr. Susanne Tittlbach, Lehrstuhl Sportwissenschaft III, Sozial- und Gesundheitswissenschaften des Sports
  • Prof. Dr. Claas Christian Germelmann, Lehrstuhl BWL III, Marketing
  • Jessica Helten, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Sportwissenschaft III
  • Dr. Sascha Hoffmann, Sportwissenschaft IV, Sportmedizin und Sportphysiologie

Universität Regensburg

  • Prof. Dr. Julika Loss, Professorin für Medizinische Soziologie
  • Dr. Jana Rüter, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie
  • Dr. Julia von Sommoggy, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie

Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn)

  • Christine Röger (Bereichsleiterin KErn Wissenschaft)
  • Claudia Bösl (Projektleitung)

Projektinformation

Projektleitung: Claudia Bösl
Laufzeit: März 2018 bis April 2021
Finanzierung: Techniker Krankenkasse